DIKILI TASH – ORTHOPETRA (STEHENDER STEIN)
Spuren der Vorgeschichte
Das früheste archäologische Zeugnis organisierten Lebens in dieser Gegend, die Siedlung von Dikili Tash, datiert aus vorgeschichtlicher Zeit und findet sich an einem Hügel bei Krinides, in der Nähe der archäologischen Stätte von Philippi. Es handelt sich dabei nicht nur um die älteste frühsteinzeitliche Siedlung der gesamten Region Ostmakedonien und Thrakien, sondern um eine der bedeutendsten des gesamten Balkans.
Fotoarchiv der Ephorie der Altertümer von Kavala – Thassos
Die prähistorische Stätte weist die Form einer „Toumba“ (archäologische Bezeichnung für einen besiedelten Hügel der Bronze- und frühen Eisenzeit in Makedonien) auf. Mit einer Fläche von rund 45 Dekar und 17 m Höhe zählt diese Toumba im gesamten Balkanraum zu den größten ihrer Art. Die heutige – ovale und asymmetrische – Form des Hügels ist infolge der Ansammlung prähistorischer und historischer Überreste sowie auch der Erosion entstanden.
Repräsentative Funde, die im Rahmen der Ausgrabungen ans Tageslicht gefördert wurden – Idole, Tongefäße, Werkzeug und Schmuck – sind im Rahmen einer vorübergehenden Ausstellung im Vorraum des Archäologischen Museums in Philippi zu sehen. In der näheren Umgebung wurden auch Funde aus der hellenistischen und römischen Epoche verzeichnet, während auf der Anhöhe der Toumba die Ruine einer byzantinischen Burg entdeckt wurde.
In Dikili Tash trank man bereits um 4300 v. Chr. Rotwein
In der Siedlung selbst wurden vor kurzem verkohlte Reste von Weintrauben gefunden, die als Anzeichen dafür dienen, dass die frischen Früchte zur Saftgewinnung gepresst worden waren. Dieser Fund ist in Zusammenhang mit der europäischen Frühgeschichte von größter Bedeutung, da es sich dabei um den bislang ältesten Hinweis auf die Winzerkunst in Europa handelt.
Die türkische Bezeichnung „Dikili Tash“, die auf die osmanische Zeit zurückgeht und „aufrechter Stein“ bedeutet, bezieht sich auf ein römisches Grabmal, das an der einstigen Via Egnatia (der Römerstraße, die die Adriaküste mit Byzanz verband,) im Bereich des Osteingangs zur antiken Stadt Philippi in unmittelbarer Nähe der prähistorischen Siedlung errichtet worden war.
Fotoarchiv der Ephorie der Altertümer von Kavala – Thassos
Von 1961 bis 1975 nahmen Jean Deshayes und Dimitrios Theocharis unter der Schirmherrschaft der Französischen Schule Athens und der Archäologischen Gesellschaft in Athen die ersten systematischen Ausgrabungsarbeiten an diesem Standort vor. Ihr Hauptziel bestand dabei darin, die stratigraphische und chronologische Abfolge des Neolithikums und der Bronzezeit in dieser Region festzulegen, die bis dahin im Wesentlichen unbekannt war. Neben dem bedeutenden historischen Beitrag, den diese Ausgrabungsarbeiten leisteten, brachten sie auch den außergewöhnlichen Reichtum der archäologischen Stätte und die hohe Qualität der verschiedenen Herstellungsbereiche (Tongefäße, Idole, Schmuck, usw.) – insbesondere in der neolithischen Epoche – zum Vorschein. Bei zahlreichen Häusern, die durch Brände zerstört waren, befanden sich noch wichtige architektonische Elemente (Wände, Heizvorrichtungen) an der ursprünglichen Stelle.
Von 1986 bis 1996 wurde ein zweites griechisch-französisches Forschungsprogramm unter der Schirmherrschaft der Archäologischen Gesellschaft in Athen und der Französischen Schule Athens durchgeführt, das von Haido Koukouli-Chrysanthaki und René Treuil geleitet wurde. Die Forschungsarbeiten wurden finanziell vom französischen Außenministerium, vom griechischen Kulturministerium (XVIII. Kuratorium für prähistorische und klassische Altertümer in Kavala), vom Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung Frankreichs (CNRS) und von der Pariser Hochschule Sorbonne I unterstützt. Die betreffenden Forschungen konzentrierten sich auf die Siedlungsschichten, um so die damals verwendeten Techniken besser untersuchen zu können, aber auch auf die Raumordnung der aufeinander folgenden Siedlungen und im Allgemeinen auf die Lebensweise der damaligen Zeit. Daher diente der Standort auch als Ausgangsbasis für umfassende Forschungsprogramme.
Seit dem Jahr 2008 hat im Gebiet von Dikili Tash ein neues griechisch-französisches Forschungsprogramm begonnen, das wie auch bereits die beiden vorhergehenden Programme unter der Schirmherrschaft der in Athen ansässigen Archäologischen Gesellschaft und der Französischen Schule Athens unter der Leitung von Pascal Darcque, Haido Koukouli-Chrysanthaki, Dimitra Malamidou und Zoi Tsirtsoni durchgeführt wird. Es wird auf mehrjähriger Basis aus Mitteln des französischen Ministeriums für äußere und europäische Angelegenheiten und des Instituts für die Prähistorik der Ägäis finanziert, während es auch von der National Geographic Society (Programm für neolithischen Wein unter der Leitung von Tania Valamoti) und der französischen Agence Nationale de la Recherche, Programm Balkan 4000, unter der Leitung von Ζ. Tsirtsoni) unterstützt und gefördert wird. Das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung Frankreichs (CNRS), das Kuratorium für Altertümer in Kavala und die Munizipalität Kavala leisten fortlaufend ihre Unterstützung zu diesen Arbeiten. Das Hauptziel dieses Programms besteht darin, die historische Entwicklung dieser Stätte in ihrer Gesamtheit neu erstehen zu lassen, wobei besonders die räumlich-zeitlichen Fortsetzungen aber auch die Unterbrechungen von der ersten menschlichen Besiedelung bis in die heutige Zeit beleuchtet werden sollten.
Nützliche Informationen
Fotoarchiv der Ephorie der Altertümer von Kavala – Thassos
Anschrift
Krinides, 64003 Kavala
Telefon
Archäologisches Museum Kavala
+30 2510 222335
Für Besuche mit pädagogischem bzw. wissenschaftlichem Hintergrund können Sie das Archäologische Museum von Kavala kontaktieren.
Der Wallfahrtsort befindet sich am Zygaktis-Fluss, westlich der antiken Stadt Philippi, wo nach der Schilderung des Evangelisten Lukas (Apostelgeschichte...